9.7.2021 (geändert 6.12.2023)
Raw-Format für Einsteiger. Dritter Teil.
Bisher ging es in meiner kleinen Reihe »Raw-Format für Einsteiger« darum, wie die einzelnen Werkzeuge genau funktionieren. Was noch fehlt ist eine Antwort auf die Frage, warum man ein Bild auf eine bestimmte Weise bearbeitet.
Tatsache ist, dass euch in der digitalen Dunkelkammer kaum Grenzen gesetzt sind. Ihr könnt aus einem Bild machen, was ihr wollt. Und genau darum geht es in diesem dritten und letzten Teil dieser Reihe. Denn der vielleicht wichtigste Punkt im Bereich Digitalfotografie und Bildbearbeitung ist meiner Meinung nach, sich nicht in deren unendlichen Möglichkeiten zu verlieren. Ihr solltet nicht nur wissen was ihr tut, sondern auch warum.
Bildbearbeitung ist ein Prozess. Geschmäcker ändern sich, man macht neue Erfahrungen, entwickelt sich, lernt dazu. In derselben Raw-Datei seht ihr später vielleicht ein ganz anderes Bild. Selbst wenn nur ein einziger Tag zwischen ihnen liegt, können zwei Bearbeitungen völlig verschieden sein. Das folgende Bild etwa habe ich an einem stürmischen Nachmittag im Sommer 2017 an der Ostküste Bornholms aufgenommen und einige Wochen später entwickelt. Vor einigen Tagen habe ich mir das Bild erneut angeschaut und bearbeitet.
Die erste Bearbeitung war in Ordnung. Sie zeigt aber auch nicht ganz das, was ich eigentlich in dieser Aufnahme sehe und was ich damals beim Fotografieren empfunden habe. Das Ergebnis meiner zweiten Bearbeitung ist schwarzweiß, kontrastreicher, dunkler, leicht kühl getönt und mit einer feinen Filmkornsimulation. Die Strukturen von Fels, Gischt und Himmel sind stärker betont und der Blick enger. Das Bild kommt meinem Eindruck einer kraftvollen, rauen, eindrücklichen Szene sehr viel näher. Beide Versionen, die alte und die neue, sind gültig. Was sie unterscheidet, ist die Intention meiner Bearbeitung. Und das ist wiederum ein Punkt, der meiner Meinung nach in den meisten Tutorials und Erklärvideos zu kurz kommt.
Ich könnte dazu jetzt selbst etwas erzählen. Aber wie es der Zufall will, habe ich vor einigen Monaten den Bonner Naturfotografen Felix Wesch gefragt, ob er mir etwas zu seiner Bildbearbeitung erzählen kann. Einfach aus Interesse, und auch nicht zu den genauen Arbeitsschritten, sondern darüber, was bei ihm zwischen Bild im Kopf, Bild im Kasten und fertigem Bild passiert. Auf seinem Youtube-Kanal ist Felix ein paar Wochen später in einem Video ausführlich und mit vielen Vorher-Nachher-Bildern auf meine Frage eingegangen:
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Mittlerweile gibt es sogar ein zweites Video. Den positiven Kommentaren unter den Videos nach können auch andere diesen Gedanken zur Bildbearbeitung viel abgewinnen.
Der neuseeländische Fotograf William Patino spricht in einem Video ebenfalls über dieses Thema. Ausführlich und leicht verständlich erklärt er im verlinkten Video, wie er sich einem neuen Bild nähert und wie und mit welchem Ziel er es bearbeitet. Und warum er sich Zeit nimmt es in Abständen immer wieder zu begutachten, bevor er es veröffentlicht.
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Auch der britische Reisefotograf James Popsys geht in einem Video darauf ein, wie und mit welcher Intention er seine Aufnahmen bearbeitet. Er spricht auch darüber, wie wichtig es dabei ist einen eigenen kreativen Ausdruck zu finden.
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Natürlich beziehen sich diese Videos nur auf Natur- und Reisefotografie. Andere Richtungen wie Portrait- oder Architekturfotografie haben ihre eigenen Anforderungen und kreativen Möglichkeiten. Das Prinzip der bewussten Bildbearbeitung aber bleibt gleich.